Die Verletzung des VKB (vorderes Kreuzband)
Anatomie und Funktion
Als zentrale Bänder im Kniegelenk sind das vordere Kreuzband und das hintere Kreuzband wichtige Stabilisatoren für eine regelrechte Funktion dieses sehr komplex gebauten Gelenkes. Obwohl das Kniegelenk bei oberflächlicher Betrachtung wie ein einfaches Scharniergelenk wirkt, ist die Bewegung der ellipsoiden Oberschenkelrolle auf dem Schienbeinkopfplateau wesentlich kom-plexer und besteht aus einer Kombination von Roll-Gleitbewegungen. Das vordere Kreuzband stabilisiert dabei die Oberschenkelrolle gegen den Schienbeinkopf, nicht nur hinsichtlich der Vorwärts-Rückwärts-Verschiebung, sondern auch gegen Rotationsbewegungen.
Verletzungen
Rupturen (Risse) des Vorderen Kreuzband (VKB) sind häufige Verletzungsfolgen nach Verdrehungstraumen des Kniegelenkes (Kniedistorsion). Diese treten nicht nur nach Sportunfällen, sondern auch nach Sturz -und Stolperunfällen auf.
Untersuchung
Auch in dem Zeitalter moderner Untersuchungsmethoden stellt die klinische Untersuchung eines verletzten Kniegelenkes die Grundlage aller Diagnostik dar. Mit dieser Untersuchung kann bei entsprechender Erfahrung des Untersuchers bereits in den meisten Fällen der Verdacht auf eine Verletzung der Kreuzbänder erfasst werden.
Intra-operativer positiver Schubladen- oder Lachmann-Test = Vorziehen des Schienbeinkopfs unter der Oberschenkelrolle, hier Narkoseuntersuchung vor Arthroskopie
Auch ein blutiger Gelenkerguss, feststellbar durch sterile Punktion des flüssigkeitsgefüllten verletzten Gelenkes, lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Vorliegen einer Kreuzbandverletzung erwarten.
Während eine normale Röntgenuntersuchung nur die knöchernen Strukturen des Kniegelenkes zeigen kann, kann die Kernspintomographie (MRI oder MR-Untersuchung) darüber hinaus die gesamten Weichteile wie Meniskus und Knorpel, insbesondere aber auch Bandverletzungen abbilden.
Therapiemöglichkeiten
Zur Behandlung der vorderen Kreuzband-Ruptur wird überwiegend operatives Vorgehen, seltener konservative Behandlung empfohlen. Da der operative Ein-griff minimal-invasiv arthroskopisch vorgenommen wird, hat sich das Behandlungsspektrum in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Richtung operativer Stabilisierung (Arthroskopische VKB-Ersatzplastik) verlagert.
Die zerfaserte Bandstruktur kann in der Regel nicht wiederhergestellt werden, so dass als "Goldener Standard" der Ersatz mit körpereigenem Sehnengewebe betrachtet wird.
Dazu werden Semitendinosussehne (lat. Halbsehnenmuskel, an der hinteren Oberschenkelinnenseite) und Grazilissehne (lat.: Schlanker Muskel, Adduktorenmuskelgruppe) als Bündel, Anteile der Patella-Sehne (Kniescheibensehne) oder des Quadrizeps (lat.: Vierköpfiger Muskel, vorderer Oberschenkelmuskel) entnommen, nach Entfernung der Kreuzbandfaserreste an dessen Stelle über kleine Bohrkanäle in Oberschenkel- und Schienbeinkopf eingezogen und verankert. Je nach Befestigungsverfahren kann dann das Nachbehandlungsschema frühfunktionell gesteuert werden.
Sehr gut eingewachsenes Sehnentransplantat als Ersatzplastik des VKB
Die konservative Behandlung kann zwar in dazu geeigneten Fällen (ältere, wenig sportliche Patienten, evt. bei erhöhten Operationsrisiken) zu einer relativ be-schwerdearmen Situation führen. Allerdings kann die fehlende Stabilität nur bedingt kompensiert werden. Viele Patienten, die sich zu einer konservativen Behandlung entschieden haben, empfinden aber im weiteren Verlauf ein Instabilitätsgefühl, dass körperliche oder sportliche Belastungen nicht mehr zulässt. Trügerischer ist die scheinbare Stabilität, bei welcher der Patient zufriedenstellende Stabilität empfindet, der erfahrene Untersucher aber die Instabilität fühlt
Spätfolgen der Insuffizienz
Langjährige Untersuchungen belegen, dass in diesen Fällen nahezu immer mit Folgeschäden, in der Regel Meniskus- und Knorpelverschleiß, gerechnet werden muss und ein frühzeitiger Gelenkverschleiß (Arthrose) droht!
Schwerer Knorpelschaden mit Verlust der Knorpeloberfläche (Arthrose) nach langjähriger Instabilität bei Kreuzbandinstabilität
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